
Das GARDOMAT-Team um Ehepaar Petzold (rechts)
Gartenplanung digital – was man heute für normal hält, war 2008 noch fern der Realität. Aber genau in diesem Jahre hatte Peter-Paul Petzold, Landschaftsarchitekt und einer der Gründern von GARDOMAT, bereits die Idee dazu. Gemeinsam mit dresden|exists wurde aus der Idee ein Geschäftskonzept und 2011 dann die Gründung. Wir begleiteten das Startup seitdem und gingen viele Wege gemeinsam. Alles zur Geschäftssidee nachlesen könnt Ihr in unserem Blogpost zur Gründung.
Mit dem mittlerweile 8-köpfigen Team freuen wir uns, dass ihnen nun der erste große Wurf geglückt ist: Seit Frühjahr 2015 sind sie Kooperationspartner des Baumarkt-Giganten OBI. Überregionale Kampagnen in Funk und Fernsehen sowie den sozialen Netzwerken sorgen aktuell für große Aufmerksamkeit für den neuen OBI-Gartenplaner. Für den arbeitet der Baumarkt-Riese eng mit dem mit dem Dresdner Online-Gartenplanungsunternehmen zusammen. GARDOMAT-Gründer Peter-Paul Petzold erzählt uns, wie es zu dieser Kooperation kam.
Der Kooperationsvertrag mit OBI wurde im Frühjahr 2015 besiegelt. Was war Stein des Anstoßes für diese Verbindung? Wie kam es dazu und wer kam auf wen zu? Erzähl mal!
Ausgangspunkt war tatsächlich eine banale E-Mail. Wir hatten uns im Vorfeld telefonisch erkundigt, wer unser Ansprechpartner im Unternehmen für unser Anliegen ist und haben dann mit einem kleinen Kribbeln im Bauch auf „Senden“ gedrückt. Mehr als einen Monat haben wir dann gar nichts von OBI gehört. Und dann kam der Anruf, der den Stein ins Rollen brachte. Wir waren offensichtlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, präsentierten den Abteilungsleitern eine Lösung für die Integration unseres Gartenplanungstools in die OBI-Welt und trafen ins Schwarze. Nach nur zwei Monaten hatten wir die mündliche Zusage und weitere vier Monate später war der Deal besiegelt. Seitdem sind wir mit einem der Vorstände und der hausinternen Innovationsabteilung im ständigen Austausch und Kontakt.
Wie wir später erfuhren, war OBI bereits seit einiger Zeit auf der Suche nach einer Lösung, die nahezu das abbildet, was unser Tool kann. Umso besser!
Euer Start in 2011 war ein wenig holprig. Doch Ihr habt nicht aufgegeben, weiter an Euch und Eure Idee geglaubt und es durchgezogen. Das durchschnittliche jährliche Umsatzwachstum liegt bei 20-25%. In diesem Jahr sind es zum Vorjahr bereits 150%! Wie kommt das?
Einer der Hauptgründe ist ganz sicher die Kooperation mit OBI. Die Anzahl der Hobbygärtner, die wir dadurch überregional erreichen, hätten wir ohne den Deal in dieser kurzen Zeit nicht erreicht. Aber auch die Erfahrungen der letzten Jahre vor und nach der Gründung haben ihr Übriges dazu beigetragen. Ein wichtiges Thema für unser Internetmarketing ist die Suchmaschinenoptimierung. Hier haben wir in den letzten Jahren richtig investiert und arbeiten mit einer Agentur zusammen. Die Ergebnisse sind spürbar. Mit den richtig platzierten Schlagworten erreicht unser Blog, der wöchentlich mit neuen, spannenden Inhalten rund um die Gärten unserer zukünftigen Kunden gefüllt wird, über die sozialen Medien eine große Leserschaft. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Vernetzung in der Branche. Wir verschließen uns nicht gegenüber unseren Marktbegleitern, unterstützen ähnlich gelagerte Startups und ergänzen damit zum Teil unser eigenes Portfolio. Es ist ein Geben und Nehmen, wie überall.
Ihr seid ein Unternehmen mit aktuell acht Mitarbeitern und habt bis heute ca. 700 Gärten geplant. OBI zählt insgesamt 42.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet Umsätze von knapp 7 Mrd. €. Wird in Eurer Kooperation mit OBI tatsächlich kooperiert?
Absolut. Auf Vorstandsebene ebenso wie mit der Innovationsabteilung begegnet man sich auf Augenhöhe. Die Chemie stimmte von Anfang an und es fiel uns nicht schwer, uns letztendlich für OBI zu entscheiden. Die Verhandlungsposition als bedeutend kleineres, unerfahrenes Unternehmen ist sicher nicht einfach, der Grat zwischen „zu viel wollen“ und „sich zu schnell ergeben“ ist schmal. Oft schluckt der mächtige Goliath den viel kleineren David. Wir haben uns von Anfang an rechtlichen Beistand an die Seite geholt, damit genau das nicht passiert. Die Verträge sind so gestrickt, dass unsere eigene Online-Gartenplanung mit GARDOMAT parallel weiterbestehen kann.

Das GARDOMAT-Gründungsduo Claudia und Peter-Paul Petzold und einer ihrer letzten Gärten
Neben OBI hat ein weiterer großer Baumarkt eine E-Mail von Euch erhalten, in der Ihr ein ganz ähnliches Angebot unterbreitet habt. Was war entscheidend für den Abschluss für den Kooperationsvertrag mit OBI? Was lief mit dem zweiten Baumarkt falsch?
Letztendlich waren es genau dieses Verhandeln auf Augenhöhe, die flachen Hierarchien und der direkte Kontakt zu den richtigen und wichtigen Leuten, die uns die Entscheidung leichtgemacht haben. Der zweite Baumarkt hat unsere E-Mail auch beantwortet, sogar schneller als OBI. Unser Angebot wurde allerdings eher skeptisch gesehen, das Vertrauen, das uns bei OBI von Anfang an entgegengebracht wurde, kam nicht auf. Die Gespräche verliefen schlussendlich im Sande.
Unsere OBI-Ansprechpartner dagegen ticken ganz ähnlich wie wir, lassen uns an Entscheidungsprozessen teilhaben und stehen innovativen Ansätzen sehr aufgeschlossen gegenüber. Wir fühlen uns nie als Bittsteller oder unterlegen, angenehmes „Gewächshausklima“ eben, in dem Ideen und ihre Umsetzung sehr gut gedeihen.
Geplant oder nicht geplant enden Kooperationen von kleineren Startups mit Branchenriesen oft damit, dass die Kleinen letztendlich in den Strukturen des Konzerns aufgehen. Das war für Euch nie eine Option. Welche Tipps habt Ihr für Startups, die eine ähnliche Strategie fahren wie Ihr, wenn sie Kooperationen angehen?
- Mach Dich schlau und erkundige Dich über Deinen Kooperationspartner. Informiere Dich zur Unternehmensstruktur und den Hierarchien. Finde vor der ersten Kontaktaufnahme so konkret wie möglich heraus, wer Dein Ansprechpartner ist. Das Kontaktformular ist es nicht!
- Nutze die Erfahrung und das Wissen anderer Unternehmer Deiner Branche. So kannst Du von Anfang an einschätzen, ob sich der Einsatz lohnt.
- Sei mutig! Werde zum Strategen! Lote Deine eigene Position genau aus, setze Dir Grenzen! Und dann noch eine, die Du nicht überschreiten wirst!
- Achte darauf, dass Du Dir mit dem Deal nicht Deinen größten Konkurrenten für Dein eigenes Startup ins Haus holst! Es sei denn, das ist der Plan.
Lieber Peter-Paul, vielen Dank für Deine offenen Worte! Wir wünschen Dir und Deinem Team weiter viel Spaß und Erfolg beim Wachsen!
Das Interview führten Dr. Katja Werner und Sandra Hübener.