
Immer mehr Studierende entscheiden sich für das Chemie-Diplom. Mittlerweile sind zwei Drittel der Studienanfänger im Diplomstudiengang eingeschrieben (im ersten Jahrgang 2015/16 waren noch zwei Drittel im Bachelor eingeschrieben). Auch Studierende höherer Bachelor-Semester haben in den Diplom-Studiengang gewechselt. Studienfachberaterin Dr. Regina Hüttl hat Chemie-Studentin Isabell Engel zum Diplom-Studium befragt. Sie studiert im 6. Semester und wechselte im 2. Semester aus dem Bachelor- in den Diplom-Studiengang.
Warum haben Sie sich für ein Chemiestudium in Freiberg entschieden?
Freiberg sagte mir als Studienort zu, da ich nach der Schulzeit in einer Großstadt das Leben in der Kleinstadt testen wollte und natürlich auch die Eigenständigkeit gesucht habe. Nach der Teilnahme am Schülerkolleg in Freiberg, bei dem sich Schüler aus ganz Sachsen zum Experimentieren treffen, stand der Entschluss fest, an der TU Freiberg Chemie zu studieren.
Sie kamen zum Bachelor nach Freiberg und wechselten dann in den Diplomstudiengang. Warum?
Die Einführung des neuen Diplomstudiengangs in Freiberg war ein langer Prozess in den natürlich auch die Studenten einbezogen waren. Wir haben in dieser Zeit in den Studienkommissionen und dem Fachschaftsrat intensiv über die Vor-und Nachteile der beiden Studiengänge diskutiert. Mir liegt komplexes Lernen. In mündlichen Prüfungen kann ich mein Wissen besser zeigen. Ich möchte zusammenhängend über naturwissenschaftliche Fragestellungen nachdenken und mit dem Wissen aus verschiedenen Teilgebieten eine Lösung finden. Das erwartet mich ja später auch in meinem Beruf als Chemikerin. Prüfungsklausuren separat zu jedem Modul spiegeln das nicht gut wider. In unserem Diplomstudiengang gibt es nach 3-4 Semestern Komplexprüfungen in Anorganischer, Organischer und Physikalischer Chemie, vergleichbar mit den früheren Vordiplomprüfungen.
Wie sieht es nun nach den ersten Prüfungen aus? Ich hoffe, Sie haben Ihre Entscheidung nicht bereut?
Nein. Ich habe alle Komplexprüfungen mit guten bis sehr guten Ergebnissen abgeschlossen. Es war zwar anstrengend, aber auch mit vielen neuen Erkenntnissen verbunden. Meine erste Diplomprüfung steht in den nächsten Tagen an und ich konnte in der Studienarbeit ein sehr interessantes Thema bearbeiten. Hier hat mir meine komplexe Herangehensweise auch sehr geholfen, da mein Thema eine Mischung aus Anorganischer und Physikalischer Chemie ist.
Können Sie uns nun als „Fachfrau“ die Unterschiede zwischen Bachelor und Diplom kurz erläutern?
Im Diplomstudiengang sind die mündlichen Komplexprüfungen entscheidend und im Bachelor- bzw. Masterstudiengang werden zum größten Teil Prüfungsklausuren geschrieben. Wichtig ist, es gibt beim Diplom keinen Zwischenabschluss – der Student muss fünf Jahre bis zum Diplom durchhalten! Statt einer Bachelorarbeit in einem definierten Zeitrahmen wird eine Studienarbeit angefertigt. Die Zeitspanne für diese Arbeit und auch für die Prüfungen ist offener. Das erzeugt weniger Druck und gestattet eine modulübergreifende, umfassende Prüfungsvorbereitung. Die freien Wahlmodule des Bachelorstudiengang sind im Diplomstudiengang abgeschafft und werden durch weitere chemische Fächer ersetzt. Bis zum Ende des Studiums sind dadurch alle Fachgebiete präsent.
Erklären Sie uns bitte noch den Begriff Wahlmodul!
Das modularisierte Studium, dazu zählt auch das Diplom in Freiberg, ist aus Pflichtmodulen, Wahlpflichtmodulen und freien Wahlmodulen aufgebaut, deren Anzahl durch die Studienordnungen geregelt ist. Im Bachelorstudiengang Chemie erbringen die Studierenden in Freiberg 10 Leistungspunkte über die freie Wahl von Modulen aus dem Spektrum der Universität ein. Diese können auch fachfremd sein. Im Diplomstudiengang ist das nicht vorgesehen, hier sind die Module chemisch fokussiert. Auch bei den Wahlpflichtmodulen gibt es Unterschiede zwischen den Studiengängen. Bis zum Abschluss müssen im Diplomstudiengang alle chemischen Fachgebiete belegt werden.
Frau Engel, vielen Dank für das nette informative Gespräch und weiterhin viel Erfolg beim Studium!
Übrigens: An der Bergakademie in Freiberg wurden zwei chemische Elemente entdeckt: Indium (1863, Ferdinand Reich und Theodor Richter) und Germanium (1886, Clemens Winkler). Die TU Bergakademie Freiberg besitzt außerdem eine der ältesten und mit 1.500 Präparaten umfangreichste, international bedeutsame Sammlung chemischer Präparate, welche auf Clemens Winkler zurückgeht, und für die Lehre mit genutzt wird.
Einschreibungen sind noch bis Semesterbeginn (30.09.) möglich, auch online. Informationen dazu und zum Studiengang: http://tu-freiberg.de/fakultaet2/diplomstudiengang-chemie
Kurzporträt einer Chemie-Absolventin, die jetzt bei der Wacker Chemie AG arbeitet: http://tu-freiberg.de/presse/absolventin-jetzt-bei-der-wacker-chemie-ag-freiberg-war-die-richtige-wahl-fuer-mich