
Vom theoretischen Physiker zum Experten für Festigkeitslehre und Bruchmechanik – so könnte man kurz den wissenschaftlichen Werdegang von Prof. Meinhard Kuna beschreiben. „Die technische Mechanik hat mich schon immer fasziniert. Als ich dann am Institut für Festkörperphysik und Elektromikroskopie in Halle die Chance bekam, mich auf diesem Fachgebiet zu profilieren, war das ein Glücksfall“, erklärt Prof. Kuna. Seither ist er immer tiefer in die numerische Modellierung und Vorhersage des Bruchverhaltens von Bauteilen und Werkstoffen eingetaucht.
Nach seinem Studium in Magdeburg promovierte und habilitierte er an der Universität Halle-Wittenberg. Neben Stationen am Institut für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie, Akademie der Wissenschaften der DDR in Halle, und am Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik zog es ihn im Jahr 1997 an die TU Bergakademie Freiberg. Dort begann er als Professor für Festkörpermechanik. „Die Materialforschung in Freiberg ist breit aufgestellt und die Möglichkeiten zur Kombination mit werkstoffmechanischen und bruchmechanischen Simulationen hat mich gereizt“, so Prof. Kuna.
In diesen 18 Jahren an der Freiberger Universität hat er einiges bewegt. So hat er unter anderem den Lehrstuhl für „Technische Mechanik – Festkörpermechanik“ ausgebaut und die Universität um die in Deutschland sehr gefragte Bruchforschung erweitert. „Prof. Kuna hat auf vielen, zum Teil sehr unterschiedlichen Gebieten der Bruch- und Werkstoffmechanik wichtige wissenschaftliche Beiträge geleistet. Seine Forschung beschränkte sich dabei keinesfalls auf den rein akademischen Bereich. Vielmehr hatte er stets die praktische Anwendung seiner Forschungsergebnisse“, erklärt Dr. Geralf Hütter vom Institut für Mechanik und Fluiddynamik. So führte er in Freiberg die bisher einzigartige Werkstoffmodellierung ein und gründete 2011 den internationalen Masterstudiengang „Computational Material Science“, der erstmals die Ausbildung aus den Bereichen Physik, Materialforschung und Maschinenbau miteinander verbindet.
Für seine hervorragende Leistungen in der Lehre erhielt er 2011 den Julius-Weisbach-Preis und für wissenschaftliche Verdienste 2015 die August-Wöhler Medaille des Deutschen Verbandes für Materialforschung. Wie stark er sein wissenschaftliches Feld geprägt hat, zeigt auch die Zahl der von ihm ausgebildeten
Nachwuchswissenschaftler. Als Professor in Freiberg hat er insgesamt 146 studentische Arbeiten, 25 Doktoranden, drei Habilitationen und acht Humboldt-Stipendiaten betreut, von denen später sechs Professoren geworden sind.
„Professor Meinhard Kuna hat sein wissenschaftliches Gebiet wie kein anderer geprägt“, erklärt Prof. Thomas Bier, Prodekan der Fakultät für Maschinenbau, Verfahrens- und Energietechnik, in seinem Grußwort. Er ist und war an verschiedenen großen Forschungsprojekten wie den Freiberger Sonderforschungsbereichen 799 und 920 sowie am Atomaren Design und Defekt-Engineering in Sachsen beteiligt und in mehreren wissenschaftlichen Organisationen tätig.
Zur Person
Prof. Meinhard Kuna hat an der Technischen Universität Magdeburg technische Physik studiert. Von 1973 bis 1975 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie (IFE), Akademie der Wissenschaften der DDR in Halle. Nach seiner Promotion im Jahr 1978 übernahm er die Leitung der Forschungsgruppe „Numerische Methoden der Bruchmechanik“ am IFE. 1990 schloss er seine Habilitation in der theoretischen Physik an der Universität Halle-Wittenberg ab und begann am Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik zu arbeiten, wo er drei Jahre lang die Außenstelle für „Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen“ in Freiburg leitete. Nach einer Gastprofessur an der Magdeburger Universität und einer Zwischenstation in der Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart begann er 1997 als Professor für Festkörpermechanik am Institut für Mechanik und Fluiddynamik (IMFD) in Freiberg, dessen Leitung er von 2002 bis 2006 innehatte. Ab 2006 war er für drei Jahre Prodekan der Fakultät Maschinenbau, Verfahrens- und Energietechnik. Von 2005 bis 2012 war er zudem Vertrauensdozent der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wo er schließlich bis heute im Fachkollegiat für den Bereich Mechanik tätig ist. Seit 2012 ist Prof. Kuna wieder Direktor des IMFD.